Morbihan et environ
Nun sind wir wieder 24 Stunden in Morlaix und wollen mal langsam mit den Aufzeichnungen unserer herrlichen Fahrt zur Bucht von Morbihan beginnen.
Zuerst hielten wir im Gebirge d'Arrée in Pleyben. Dort befindet sich der eindruchsvollste Kalvarienberg (Darstellung der Leiden Christi – Baudenkmal aus Granit auf kirchlichem Arreal) in der Bretagne.
Concarneau: Im Vorhafen hatte ich seinerzeit mit Karl-Heinz festgemacht, als wir 1992 diese Gegend mit seiner Dschunke „Tress“ (helgoländischer Name für Cuxhaven) besegelten. Bei allerschönstem Wetter haben wir die mittelalterliche und noch völlig intakte und von Wallanlagen befestige „ville close“ besichtigt. Zwar konnte man z. Z. nicht ganz auf den Anlagen um die kleine Stadt herumlaufen, weil Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt wurden, aber es war trotzdem eindrucksvoll. Da die Anlagen teilweise ungesichert sind und stets die Gefahr besteht, dass man seitlich in die Stadt stürzen kann, werden sie um 16.30 Uhr – so steht es jedenfalls auf den Zugangstreppen - geschlossen. Als wir eine Stunde vor diesem Termin die Stadt verließen, schloss die Polizei bereits die beiden Zugänge zur Stadtmauer ab! Sie vergewisserten sich allerdings, ob dort niemand mehr unterwegs war!
Wir fuhren dann zu unserem nächsten Ziel: Lorient und suchten den Jachthafen Kernevel auf, den ich ebenfalls von meinem damaligen Törn kannte. Dort wollten wir in angenehmer und sicherer Umgebung die Nacht in unserem Wagen verbringen – was prima klappte. Danach ging's natürlich – bevor es dunkel wurde - auf die andere Seite zu den U-Boot-Bunkern, die damals auf unserer Reise noch nicht für die Öffentlichkeit freigegeben waren, seit wenigen Jahren aber zugänglich sind. Seit Frankreich im sechwöchigen Blitzkrieg genommen war, verlegte die deutsche U-Boot-Flotte unter Admiral Dönitz nach hier an die Atlantikküste und ersparte sich damit den langen und gefährlichen Weg durch die Nordsee. Dönitz selbst residierte mit seinen sechs Offizieren (Die Engländer brauchten hunderte für den Seekrieg!) in der roten Backsteinvilla am Jachthafen (siehe Foto), die seinerzeit auch die Capitainerie beherbergte. Inzwischen ist mächtig gebaut worden und auch für den Hafen sind neue Gebäude entstanden. Gleich neben der Villa duckt sich noch im Gebüsch der Bunker, den zu entfernen, es wohl zu viel Aufwand verlangt.
Auf der anderen Seite wurde das U-Boot-Arreal um einen weiteren Jachthafen und um das Zentrum „Eric Tabarly“ höchst modern erweitert. Tabarly war ein französischer Segelheld/Einhandsegler, stammte aus Lorient. Sein Boot „Pen Duick“ (Tannenmeise – bretonisch!) ziert das Gelände. Aus den in rötliches Abendlicht getauchten, spärlichst erleuchteten Bunkern drang mystische Musik. Ich habe meinem Fotoapparat das Äußerste abverlangt: Von einem festen Untergrund aus mit größter Blende, Blitz und langer Belichtungszeit erreichte ich das rückwärtige Ende (siehe Foto). Mit den Augen konnte wir nicht so weit sehen – erst das Foto klärte uns auf.
Wir kamen mit einem älteren Ehepaar ins Gespräch. Der auf Krücken gehende Mann schien sich in und mit den Anlagen bestens auszukennen. Als junger Mensch habe er hier auch mitgebaut. Die U-Boote wurden nach Rückkehr von der Feindfahrt, so erzählte er, zunächst im sicheren Bunker eingedockt, auf Schienen gezogen und dann weiter im hinteren Bereich eines jeweiligen Bunker überholt. Die Alliierten – er nannte Engländer, Amerikaner und Kanadier – haben mehrfach versucht, die Bunker zu bombardieren, was aber nie gelang: die sechs oder acht Meter dicken Wände hielten. Daraufhin habe man die Zufahrten häufiger vermint, was den Deutschen sehr schadete. Die vielen Luftangriffe führten unter der französischen Zivilbevölkerung ebenfalls zu hohen Verlusten. Er selbst fuhr später als Ingenieur auf Handelsschiffen und übernahm schließlich den innerstädtischen Hafen als Direktor. Im Augenbick habe er sein Haus an der Küste an einen deutschen Mathelehrer aus Ludwigshafen (Partnerstadt von Lorient) urlaubsweise vermietet.
Danach ging's zurück nach Kernevel zum Schlafen. Und ich habe jetzt keine Lust mehr zum Schreiben.
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Im Jachthafen Kernevel, mit Blick in die aufgehende Sonne aufgewacht, hatten wir Glück: Ein Herauskommender – die Tür war durch Zahlencode gesichert – erschloss uns die Sanitäranlagen; wir machten uns fit für den ganzen Tag! Wir erkundeten das Stadtinnere von Lorient und wechselten mittags nach Port Louis, der großen Zitadelle auf der anderen Seite. Dann ging es weiter nach Carnac (Hafen, Strand und natürlich die Steinallee von Ménec), La Trinité-sur-Mer mit den gewaltigen Jachthafenanlagen und anschließend über Auray in unsere Partnerstadt Vannes. Da es langsam Abend geworden war, gönnten wir uns am Place de Gambetta, der 1. Adresse der Stadt und vis-à-vis des Jachthafens eine Pizza. In der Stadt mochten wir zur Nacht nicht bleiben und juckelten noch kilometerweit um die Bucht von Morbihan zum Jachthafen Crouesty. Auf einem Kaufhausparkplatz reihten wir uns bei ca. zehn Wohnmobilen ein und schliefen ungestört bis morgens um acht! Jetzt, wo es hell geworden war, sahen wir erst, in welch hübscher Umgebung wir gelandet waren. Zwei frische Baguettes vom Bäcker und dann Frühstück an der Strandmauer mit Blick auf die Biskaya und die ersten in der Morgensonne auslaufenden Segelboote – es war schließlich Sonntag. Ein ausgiebiger Sparziergang führte uns durch blühendes Buschwerk an die Klippen (siehe Fotos im Blog!); wir schlossen die Augen, dösten und holten uns einen kleinen, noch harmlosen Sonnenbrand.
Nachmittags stand nun endlich Vannes auf dem Programm. Im Hafenbereich wurde mächtig und für uns ungewöhnlich großzügig umgebaut – alles andere als gekleckert! Man muss wissen, dass der schlauchartige Stadthafen sich im urbanen Kernbereich befindet und praktisch an die historische Altstadt anschließt. Riesige, großzügig gestaltete Freiflächen laden demnächst zu sportlichen Aktivitäten ein, noch waren sie abgesperrt. Doch schon jetzt schien halb Vannes auf den Beinen zu sein, um den aufkommenden Frühling stadtnah zu genießen.
Der Navigator führte uns sicher und schnell aus dem Stadtgewirr heraus auf die Autobahn. Nach zweieinhalb Stunden hatten wir das Arrée-Gebirge überquert und waren wieder zu Hause in Morlaix.
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